Achtung Autofahrer, es wird wieder wild!

Verführerisch laden nach einem wieder einmal viel zu langen Winter die Landstrassen in den schönsten Gegenden der Schweiz wieder zu flotten Spritztouren in die Natur ein. Zwischen Frühlingsgrün und Nebelschwaden werden die ersten Sonnenstrahlen erhascht, das Hub-Schiebedach darf wieder Luft holen und wer kann, macht das Verdeck schon einmal ganz auf.

Frühlingsgefühle locken wieder nach draussen, am liebsten mit den motorisierten Schätzchen. Aber nicht nur Autofahrer, sondern auch viele Wildtiere sind jetzt wieder unterwegs. Also aufgepasst.

Neben aus dem Winterschlaf erwachten Igeln und jeder Menge anderem Kleingetier kommen auch Wildsau, Hirsch und Co. jetzt wieder richtig in Bewegung. Der Weg zur Waldlichtung mit dem frischesten Gras und leckeren Kräutern wird unsanft von einem Asphaltband zerrissen. Ganz unter Strom dank der vielbesagten Frühlingsgefühle ist jetzt auch so manches junge Damwild und fast schon rücksichtslos toben sich zu neuem Leben erwachte Wildschweinrotten überall dort aus, wo der Platz das hergibt. Ausser in den höheren Berglagen fühlen sich Wildschweine eben auch in der Schweiz ganz wohl. Mittlerweile finden sie selbst in besiedelten Gebieten ohne Scheu ihr Futter. Und ab und an treffen wir im Frühjahr auch auf Wildsauen mit ihren lustig anzuschauenden Frischlingen.

Wenn der Spass aufhört…

…fängt der Ernst an. Das ist regelmässig dann der Fall, wenn Wildtiere und Menschen unvermittelt zusammentreffen. Besonders haarig kann das werden, wenn sich grössere Wildtiere auf den Strassen bewegen. Zumeist potenziert sich während der Dämmerungszeiten am Morgen und am Abend die Gefahr. Genau in dieser Zeit sind viele Wildtiere auf Futtersuche und genau in dieser Zeit sind auch die Sichtverhältnisse durch oftmals diffuses Licht eher schwierig.

Während es bei aller Tierliebe eher harmlos ist, einen Igel, einen Iltis oder ein Eichhörnchen zu überfahren, kann eine Wildkatze oder ein Dachs schon richtigen Schaden am Auto hinterlassen. Verschmerzbar ist der aber allemal.

Richtig wild wird es, wenn Rehe, Hirsche oder gar Wildschweine unvermittelt den Weg kreuzen. Ein durchschnittliches Reh bringt schon mal 25 Kilogramm auf die Waage, was beim Zusammentreffen mit beschleunigtem Blech schon mal mehr als nur eine Beule an der Stossstange hinterlässt. Erst recht heftig wird es, wenn eine Wildsau, auch Bache genannt, oder gar ein Eber die Auseinandersetzung mit dem Auto sucht. Dann prallen zwischen 50 und 200(!) Kilogramm Lebendgewicht auf eine beschleunigte Masse von je nach Fahrzeugtyp über anderthalb Tonnen. Das Ergebnis lässt sich vorausahnen.

Moderat ist nicht

Wer Kleintiere antrifft, darf (und manchmal muss man das sogar) diese auch überfahren. Eine Vollbremsung oder gar ein Ausweichmanöver könnte die Reisenden selbst oder andere Verkehrsteilnehmer in eine unverhältnismässig grosse Gefahr bringen. Ist Platz auf der Strasse, darf auch schon einmal abgebremst oder gar angehalten werden, um die kleinen Vierbeiner passieren zu lassen.


Erst recht heftig wird es, wenn eine Wildsau, die Auseinandersetzung mit dem Auto sucht. (Bild: © Neil Burton – shutterstock.com)

Nichts mit moderat ist, wenn grössere Wildtiere unvermittelt vor der Frontscheibe auftauchen. Dann gilt möglichst unter Beachtung des nachfolgenden Verkehrs kräftig in die Eisen steigen, sprich eine Gefahrenbremsung ist angesagt. Moderne Fahrzeuge sollten beim Spurhalten dank ABS, ESP und Co. keine Probleme machen. Selbst wenn der Bremsweg nicht ausreichend lang erscheint, haben so die Tiere noch Gelegenheit, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Schaffen sie das nicht, ist der Aufprall mit geringerer Geschwindigkeit immer noch angenehmer, als ein ungebremster Zusammenstoss beider Rivalen.

Fatale Ausweichmanöver

Ausweichmanöver ziehen in den meisten Fällen üble Folgen nach sich und werden von Experten aus der Liste der Möglichkeiten gestrichen. Entweder Sie fahren in den Graben oder vor einen Baum oder Sie gefährden damit sogar den Gegenverkehr, was nicht selten zu Frontalzusammenstössen mit schlimmsten Folgen führt. Und meist haben Sie dann unbeabsichtigt das Wild dennoch erlegt. Woher sollen Sie auch wissen, wo das in Panik geratene Tier jetzt wirklich hinrennt? Wenn es dann doch kracht, bietet ein anderer Beitrag die richtigen Tipps zu den Verhaltensweisen nach einem Wildunfall.

Wildwarner bieten wirkungsvolle Hilfe

Sowohl für die grösseren Wildtiere als auch für den rollenden Verkehr haben sich sogenannte Wildwarner als hilfreiche Mittel zur Gefahrenabwehr bewährt. Das System ist ebenso simpel wie mit Einschränkungen behaftet. In den meisten Fällen werden an den Begrenzungspfeilern links und rechts der gefährdeten Strassenabschnitte blaue Reflektorfolien angebracht. Fällt das Fahrlicht auf diese Reflektoren, schreckt es grosse Wildtiere ab, da diese blaues Licht als eher bedrohlich empfinden. Bei Tageslicht oder diffusem Licht funktioniert diese Methode jedoch nicht.

Einige findige Schweizer basteln sich solche Reflektoren aus PET-Flaschen und Reflektorfolie auch schon mal gern selbst. Mit mässigem Erfolg.



Was bleibt

Im Ergebnis bleibt bei Fahrten durch unübersichtliches Gelände und durch Waldgebiete immer noch ein besonderes Mass an Aufmerksamkeit und vielleicht doch auch eine gedrosselte Geschwindigkeit.

 

Oberstes Bild: © Urheber – shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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