Zwei Räder, ein Akku und jede Menge Stil: Der Meijs Motorman

Elektrozweiräder liegen voll im Trend. Die meisten sehen aus wie Fahrräder und heissen deswegen auch so. Anders der Meijs Motorman: Das stylishe Elektromoped, erfunden von einem Fahrradenthusiasten aus den Niederlanden, wird schon kurz nach dem Start-up als Moped der Zukunft gehandelt.

Der Meijs Motorman qualmt nicht, stinkt nicht und macht keinen Lärm. Er ist ein umweltfreundliches, politisch korrektes, stadt- und landtaugliches und darum durch und durch zeitgemässes Elektrozweirad. Das ist toll – aber noch toller ist, dass man es ihm auf den ersten Blick überhaupt nicht ansieht.


Diese Statistik zeigt die vermuteten Folgen der Elektromobilität auf einer Skala von 1 bis 4. (Quelle: © Statista)

Ist das Benzinmoped noch zeitgemäss?

Mopeds sind besonders beliebt bei jungen Fahrern beiderlei Geschlechts und bei älteren Herren. Dass sie bei den übrigen Zielgruppen eher durchfallen, hat etliche logische Gründe. So sind die kleinen Zweiräder wegen ihrer mangelnder Ladekapazität und des fehlenden Wetterschutzes für den Familienbetrieb ungeeignet. Ausserdem wird das Mofa- und Mopedfahren ab einem gewissen Alter zum Statement, und das muss man sich zeit- und einstellungsmässig erst einmal leisten können.

Mopeds machen einen besonders unerfreulichen Krach, da sich ihre Motoren beim Beschleunigen, Schalten und harten Arbeiten durch sämtliche Höhen und Stärken des Lärmspektrums orgeln. Mopeds stinken auch besonders schlimm – vor allem die, die mit Zweitaktgemisch fahren und eine Mischung aus Benzin und Öl verbrennen. Mopeds ab einem gewissen Alter sind zudem fast immer Sorgenbringer, vor allem Exemplare mit mehreren Vorbesitzern: Hier hat in der Regel jeder Exbesitzer und -fahrer das Seinige dazu beigetragen, die ohnehin oft zimperliche Technik zu strapazieren, zu modifizieren, zu verbasteln und zu verheizen.


Der Meijs Motorman qualmt nicht, stinkt nicht und macht keinen Lärm. (Bild: Meijs Motorman)

Egal, wie gut Behörden und Ordnungshüter aufpassen: Jugendliche werden immer an ihren Mofas und Mopeds herumschrauben. Das Frisieren und Personalisieren des ersten eigenen Gefährts ist für viele der Einstieg ins Selbstschrauben – später können die am Zweirad gesammelten Erfahrungen an stärkeren und grösseren Fahrzeugen weiterentwickelt oder ad acta gelegt und die Schrauberei fortan dem Mechaniker des Vertrauens überlassen werden.

Mopeds sind eigentlich Relikte aus einer Zeit, in der das Fahren ohne Helm noch ausreichte, um aus einem Jungen einen Rebellen zu machen. Wie unschuldig knatterten sie doch in den 1980er Jahren umher, als die Angst vor einem Atomkrieg zum Alltag gehörte, aber vom drohenden Klimawandel noch kaum jemand etwas gehört hatte und Solarzellen auf einem Hausdach ein überaus exotischer Anblick waren.

Zeitgemäss sind Mopeds längst nicht mehr, doch beliebt sind sie immer noch, und wer als Jugendlicher eins fuhr, denkt bestimmt mit nostalgischen Gefühlen daran zurück. Man sitzt im Sattel eher wie auf einem Motorrad, nicht in der typischen Rollerhaltung oder wie der Affe auf dem Schleifstein. Unter ausschliesslicher Berücksichtigung von Vernunftgründen ist das Moped zwar einerseits ein unnötiges Zwischenglied zwischen Fahrrädern, Mofas und „richtigen“ Fahrzeugen wie Auto und Motorrad, doch andererseits bietet es sich aufgrund seiner Wendigkeit und Leistungseigenschaften gerade für die Nutzung in Städten und für Kurzfahrten im ländlichen Raum an.


Der Meijs Motorman qualmt nicht, stinkt nicht und macht keinen Lärm. (Bild: Meijs Motorman)

Ein lärm- und gestankfreies Nostalgiemoped aus den Niederlanden

Genau hier setzt das Konzept des Meijs-Motorman an: Seine Zielgruppe ist die Stadtbevölkerung, zu der immerhin mehr als die Hälfte der Menschheit gehört. Seinem Erfinder, dem Designer Ronald Meijs aus Maastricht, schwebte eine einfache Lösung für stressgeplagte Stadtfahrer sowie enge und häufig verstopfte Strassen vor – ein umwelt- und nervenschonendes Elektrozweirad für den Personentransport in der City. Er wollte aber kein weiteres oder noch besseres Elektrofahrrad, sondern ein Zukunftsmodell, dessen Design für Herz und Augen mehr zu bieten hat.

Wie man auf den Bildern sieht, ist Meijs‘ Rechnung zumindest bis hierhin perfekt aufgegangen. Das Design des Motorman ist angelehnt an die Zweiräder der 1920er Jahre – eine tolle Idee, denn dieser Stil strahlt eine schöne Mischung aus vornehmem Understatement, verhaltener Eleganz und minimalistischer Noblesse aus. Das gefällt fast jedem, und trotz des hohen Wiedererkennungswerts ist 1920er-Jahre-Design im heutigen Strassenbild sehr ungewöhnlich.

Wer bei der Erstvorstellung des Meijs Motorman dabeisein will, muss zwischen Montag, dem 11., und Mittwoch, dem 13.8.2015 auf die Nordseeinsel Sylt kommen. Im Ort Kampen, am Kaamp-Hüs in der Hauptstrasse 12, kann der Motorman von 11 bis 19 Uhr bewundert und auch probegefahren werden. Er bringt eine Zulassung für alle europäischen Länder, die Schweiz und Norwegen sowie die entsprechende EMC-Genehmigung (EMC = Electromagnetic Compatibility) mit.

Dass er in den flachen Niederlanden hervorragend funktioniert, hat er bereits bewiesen, und auch Sylt ist nicht gerade für seine steilen Berge bekannt. Doch mit der im Motorman verbauten Technik sollte das Zukunftsmoped auch in der Schweiz eine gute Figur abgeben – um einen Kulturschock zu vermeiden, könnte man es zuerst in der Züricher Innenstadt trainieren und dann nach und nach an die Höhenluft heranführen.



Die Technik des Meijs Motorman

Das stilvolle Öko-Moped läuft zu 100 Prozent elektrisch. Was aussieht wie ein klassischer Mopedtank, ist der zehn Kilo schwere Akku. Zwei Motorman-Grundvarianten sind erhältlich: die schnellere schafft bis zu 45 km/h bei einer Reichweite von 70 Kilometern; die langsamere ist immerhin noch 25 km/h schnell und kommt mit vollem Akku 100 Kilometer weit. Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs beträgt 45 Kilogramm.

Stahl bzw. Chrom-Molybdän-Stahl verleihen dem Motorman seine robuste Optik – fast sieht er aus wie ein Fahrzeug, das sich seit Jahrzehnten auf staubigen Strassen herumtreibt und dabei schon Helden und Schurken auf dem Rücken getragen hat. Doch unter seiner erstaunlichen Schale verbirgt er ein ganz schlichtes Gemüt: Der Akku kann in 6 Stunden an jeder Steckdose aufgeladen werden, und die Stromkosten für einen Kilometer Fahrt belaufen sich auf weniger als einen Rappen.



Zur Motorman-Ausstattung gehören weiterhin ein Batteriemanagementsystem, hydraulische Scheibenbremsen und ein bürstenloser Nabenmotor mit Direktantrieb. Der stylische Sattel ist aus Leder und handgefertigt – genaugenommen wird das gesamte Fahrzeug in Handarbeit hergestellt. Für alle, die Wert auf mindestens einen Kritikpunkt legen, sei in diesem Nebensatz erwähnt, dass der Hintern des ungeübten Fahrers sich zuerst an den Motorman gewöhnen muss: Gefedert ist nur der Sattel, doch Ronald Meijs denkt bereits über mögliche Komfortverbesserungen nach.


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Fazit

Der Meijs Motorman könnte das Moped der Zukunft werden. Doch was auch immer aus dem niederländischen Elektrozweirad wird: Es sieht bereits heute grossartig aus und könnte demnächst auch auf Schweizer Strassen rollen. Je nach Farbe und Gestaltung liegt der Preis zwischen rund 4‘900 und rund 5‘384 CHF.

 

Oberstes Bild: © Meijs Motorman

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Mehr zu Christine Praetorius

Christine Praetorius, Jahrgang 1971, spricht und schreibt über Neues, Altes, Schönes und Kurioses. Ich liebe Sprache und Musik als die grössten von Menschen für Menschen gemachten Freuden – und bleibe gerne länger wach, um ihnen noch etwas hinzuzufügen. Seit 2012 arbeite ich mit meinem Mann Christian als freie Texterin, Autorin und Lektorin.

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