Wie viel Motor braucht der Mensch?
VON Olaf Hoffmann Allgemein Auto
Was die Motoren voneinander unterscheidet, sind nicht nur die Art der Verwendung und die Abweichungen in der Betriebsweise, sondern vor allem auch die Leistungskraft. Bezogen auf Fortbewegungsmittel wie Autos, Mofas und Motorräder, aber auch im Hinblick auf moderne Pedelecs stellt sich die Frage: Wie viel Motor braucht der Mensch?
Von Motoren und Getrieben
Ein Motor allein sorgt kaum für die erwünschte Fortbewegung. Zwar sorgt er in seinen unterschiedlichen Bauweisen für eine rotierende Bewegung, die allein reicht aber meist noch nicht aus, Fortbewegungshilfen sinnvoll und beherrschbar anzutreiben. Erforderlich werden hier in der Regel mehrstufig schaltbare Getriebe, die für eine sinnvolle Übertragung der Motorenkräfte von einer rotierenden in eine lineare Bewegung sorgen. Getriebe wandeln letztlich Drehzahlen in Bewegung auf einer Strecke um und sind damit für die meisten motorisch angetriebenen Fortbewegungsmittel so gut wie unverzichtbar.
Im Grunde machen die Getriebe auch den Unterschied zwischen stark und schnell aus. Viele Menschen bemessen die Leistungskraft eines Autos beispielsweise ausschliesslich über die in Kilowatt oder Pferdestärken (PS) angegebene Kraft. Verfügt ein Fahrzeug über 450 PS, wird es fast schon automatisch als schneller eingeschätzt als ein Fahrzeug mit 120 PS. Das allerdings ist nur bedingt richtig.
So haben die meisten Traktoren und Schlepper viel mehr Leistung in Kilowatt aufzubieten als handelsübliche Personenkraftwagen, erreichen aber längst nicht die Geschwindigkeit, die ein PKW auf der Strasse erzielen kann. Das liegt dann letztlich auch daran, wie die Getriebe am Fahrzeug eingesetzt werden und zu welchem Zweck die vom Motor erzeugte Kraft eingesetzt werden soll. Beim Traktor geht es dann mehr um einen guten Kraftschluss zwischen Rad und Boden und der Fähigkeit, auch grosse Lasten bewegen zu können. Beim Auto hingegen kann mit viel weniger Kraft eine viel höhere Geschwindigkeit erreicht werden, da hier auch ein ganz anderer Kraftschluss zwischen Rad und Strasse bei weniger Zugkraft angestrebt wird.
Wie viel ist genug?
Letztlich stellt sich dann aber doch die Frage, wie viel Kraft für die menschliche Fortbewegung auf der Strasse genug ist. Diese Entscheidung hängt letztlich davon ab, was mit dem Fahren eines Autos bezweckt werden soll. Wenn es im Motorsport um das Erreichen von Höchstgeschwindigkeiten unter bestimmten regulären Bedingungen geht, ist sicherlich mehr Antriebskraft gefragt als im zivilen Verkehr auf öffentlichen Strassen. Um die Geschwindigkeiten erreichen zu können, die auf Schweizer Strassen erlaubt sind, reichen in aller Regel Motoren mit einer Leistung von bis zu 40 PS vollkommen aus. Bei vernünftig eingesetzten Getrieben können damit locker Geschwindigkeiten um die 130 km/h erreicht werden.
Dass die meisten Autos doch besser motorisiert sind, liegt letztlich auch an einer gewissen Effizienz der Fortbewegung. Untermotorisierte Fahrzeuge benötigen deutlich mehr Zeit und Strecke, um eine angestrebte Geschwindigkeit zu erreichen. Das schlägt sich nieder im Fahrkomfort, in der Sicherheit und dem Kraftstoffverbrauch. Höher motorisierte Fahrzeuge erreichen angestrebte Höchstgeschwindigkeiten schneller und oftmals auch sparsamer. Damit dann aber aus dem Fahrzeug keine rasende Zeitbombe wird, werden die meisten Kraftfahrzeuge mittels sogenannter Drehzahlbegrenzer auf akzeptable Höchstgeschwindigkeiten heruntergedrosselt, die dennoch weit über dem liegen, was in der Schweiz als Höchstgeschwindigkeit je nach Strassentyp erlaubt ist.
Weniger ist mehr
Allgemein kann festgestellt werden, das der Schweizer Strassenverkehr übermotorisiert ist. Das bedeutet, dass landauf, landab Fahrzeuge mit deutlich zu viel Leistungskraft unterwegs sind. Eine allgemeine Entschleunigung tut dabei nicht nur der Umwelt und dem Geldbeutel gut, sondern auch den Menschen selbst. Dabei möchte ich hier kein Plädoyer für die Zeit der Pferdekutschen halten. Vielmehr geht es darum, den Rausch der Geschwindigkeit auf ein Mass zu beschränken, das sinnvoll und wirtschaftlich korrekt ist. Wer aus Prestigegründen private Kraftfahrzeuge mit über 200 PS auf öffentlichen Strassen bewegt, investiert hier eine Menge Geld in nicht nutzbare, wenngleich vorhandene Energie. Um diese dann wirklich auch ausnutzen zu können, müsste das Fahrzeug dann mindestens zwei Wohnanhänger ziehen. Tut es aber kaum, weil Sportwagen eben nicht für das Ziehen von Campingwagen & Co. ausgelegt sind.
Vernünftig motorisierte Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind mit Motoren bis 120 PS vollkommen ausreichend motorisiert und leisten damit eine Arbeit, die den Bedingungen auf Schweizer Strassen und den Strassen im europäischen Ausland vollkommen genügen. Und wer damit in deutschen Landen einmal so richtig aufs Gas drücken will, erreicht dann immer noch Geschwindigkeiten um die 200 Stundenkilometer, wozu auch immer. Manchmal ist man auch mit dem guten alten Fahrrad entspannt unterwegs. Ganz ohne Stress und, wenn es sein muss, auch mit kleinem elektrischem Hilfsmotor.
Oberstes Bild: Wie viel Motor der Mensch braucht, entscheidet sich in erster Linie nach dem Einsatzzweck von Fahrzeugen. (© qingqing / Shutterstock.com)
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