Volkswagen will eigene Billigmarke etablieren

Neuesten Meldungen zufolge wird Volkswagen bis zum Jahr 2017 eine eigene Billigmarke namens Budget Car auf den Markt bringen. Im Sommer des Jahres soll der Aufsichtsrat den Bau des maximal 7.500 Euro teuren Wagens absegnen, von dem jährlich eine halbe Million Fahrzeuge vom Band laufen sollen. VW selbst wollte die Pressemeldungen nicht kommentieren, im Rahmen der Bilanzvorlage hatte VW-Chef Martin Winterkorn jedoch bestätigt, dass man sich beim Budget Car „kurz vor dem Zieleinlauf“ befinde.

Einem Bericht des „Manager Magazin“ zufolge sollen die Budget Cars zunächst auf dem chinesischen Markt starten und danach in Indien und Südostasien verkauft werden. Vor allem China gilt als grosser Markt für Low-Budget-Fahrzeuge. Hier wurden im letzen Jahr 3,5 Millionen Billig-Fahrzeuge umgesetzt. Die Wagen sollen direkt in China produziert werden, dafür sollen bereits bestehende Produktionsstätten genutzt werden. Auf dem europäischen Markt wird das günstige Auto demnach nicht zu haben sein. Experten gehen davon aus, dass dem Wolfsburger Unternehmen ein Billigauto im Sortiment fehlt.

Bereits im Jahr 2012 gab es in der Zeitschrift „Autobild“ erste Gerüchte um ein extrem günstiges VW-Modell. Den Berichten nach sollte eine gesamte Modellfamilie auf dem Markt etabliert werden, um in Konkurrenz zur Renault-Tochter Dacia zu treten. Nun bewahrheiten sich die Meldungen und VW will die Marke unter einem eigenen Namen auf den Markt bringen. Branchenkenner gehen davon aus, dass VW eine Limousine, einen Kombi und einen Kompaktwagen vorstellen wird.

Für Volkswagen ist das nicht der erste Vorstoss in die günstige Klasse: Auf dem brasilianischen Markt ist das Unternehmen mit dem Gol präsent und liegt seit mehr als 20 Jahren auf Platz Eins der Neuzulassungen. Der sehr nüchtern gehaltene Wagen im klassischen VW-Design, der mit seiner eher dürftigen Innenausstattung mit dem Golf trotz des ähnlichen Namens nicht viel gemein hat, ist etwas kleiner als der VW Polo. Aufgrund des geringen Gewichtes sind Fahrer mit dem Wagen flott unterwegs. Doch ein wirklicher Low-Budget-Wagen ist der Gol mit einem Preis um 10.000 Euro nicht.


Volkswagen Gol GTS Mk5 (Bild: Qwerty242, Wikimedia, CC)


Grosser Konkurrent: Renault mit der Dacia-Familie

In einer geringeren Preisklasse ab rund 6.000 Euro verkauft der französische Autobauer Renault seine Dacia-Modelle – die im Gegensatz zu dem VW-Budget Car auch auf dem europäischen Markt zu haben sind. Der Konzern konnte seine Verkaufszahlen wegen des Erfolges der Dacia-Modelle steigern, während die Konkurrenten mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen haben.

Weltweit konnte Renault mit der Marke Dacia ein Plus von 19,3 % erzielen, für das laufende Jahr rechnen die Franzosen mit weiter steigenden Zahlen. Die rumänische Renault-Tochter setzt auf eine konsequente Kostenkontrolle: An den Wagen werden bestimmte Details verändert, um besonders kostengünstig zu produzieren; dem Nutzer entstehen dadurch keine Nachteile. Dacia setzt auf günstige Komponenten und einfache Lösungen, die zwar nicht den Topstandard bieten, aber funktionieren. Darüber hinaus werden die Fahrzeuge in Billiglohnländern produziert, in denen sie auch verkauft werden. Dacia verzichtet auf eine Überproduktion und lässt immer nur die Anzahl der bestellten Fahrzeuge vom Band laufen.

Inzwischen hat Dacia vier Modellreihen auf dem Markt etabliert. Eigenen Angaben zufolge will das Unternehmen ab 2015 eine Million Fahrzeuge jährlich produzieren. Branchenkenner bescheinigen Renault mit der Tochter Dacia ein radikales Geschäftsmodell, das effektiv umgesetzt wurde. Geringe Kosten und Investitionen sichern einen günstigen Verkaufspreis.


Dacia Duster von Renault (Bild: Stefan Ataman / Shutterstock.com)


Billigmodelle auf dem indischen Markt

Der japanische Autohersteller Suzuki ist mit der Billigmarke Maruti auf dem indischen Markt präsent. Das günstigste Modell, der Maruti Alto, ist in Indien für einen Preis von weniger als 3.000 Euro zu haben und war lange Zeit das am meisten verkaufte Auto Indiens. Ähnlich erfolgreich ist der koreanische Hersteller Hyundai mit dem Eos, der für rund 4.500 Euro verkauft wird. Aktuellen Meldungen zufolge will Nissan mit Datsun seine Billigmarke wieder auf dem Markt etablieren.


Suzuki Maruti Alto (Bild: Rudolf Stricker, Wikimedia, CC)


Das weltweit günstigste Auto ist der Tata Nano, der in Indien zu einem Preis unter 2.000 Euro zu haben ist. Trotz des Preises verkauft sich der Wagen extrem schlecht. Zahlreiche Beschwerden und Probleme führten zwei Jahre nach der Markteinführung im Jahr 2009 zu einer riesigen Rückrufaktion. Nachdem das Auto auf dem Markt etabliert wurde, hatte es zahlreiche Brände in den Fahrzeugen gegeben. Ein Facelift im Jahr 2013 brachte ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg, der Tata Nano ist und bleibt ein Ladenhüter.

Tata Nano 2013 (Bild: ommaphat chotirat / Shutterstock.com)


Global NCAP bewertet bei Crashtests die Sicherheit von Neuwagen. In einem Test hat NCAP die indischen Billigwagen genau unter die Lupe genommen: Beim Suzuki Maruto Alto, dem Hyundai i10 und dem Tata Nano erkannten die Tester eine instabile Fahrgastzelle, die bei einem Unfall zu erheblichen Verletzungen bei den Insassen führen kann. Geprüft wurden die in Indien am meisten verkauften Basismodelle der Wagen.

Prallt der Kopf auf dem Armaturenbrett auf, endet der Unfall den Experten zufolge sogar tödlich. Selbst wenn die Wagen mit zusätzlichen Airbags ausgestattet würden, würde das nicht zu einer wesentlichen Verbesserung der Sicherheit führen. In puncto Kindersicherheit schnitten die Wagen ebenfalls schlecht ab: Im Tata Nano wurde die Sicherheit für mitfahrende Kinder mit null Sternen bewertet: In dem indischen Billigauto ist es nicht möglich, einen standardmässigen Kindersitz zu befestigen.

 

Oberstes Bild: Volkswagen will bis zum Jahr 2017 eine eigene Billigmarke namens Budget Car auf den Markt bringen (Bild: JuliusKielaitis / Shutterstock.com)

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen sowie Versicherungen zählen daher zu meinen Steckenpferden. Ich entdecke aber auch gern neue Themen abseits dieser „trockenen Materie“ und arbeite mich gern in neue Gebiete ein.

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