Touchscreens - Gefährlich oder komfortabel für den Fahrer?
VON Agentur belmedia Allgemein Auto Neuwagen
Konkurrent Google arbeitet Berichten zufolge an einer Allianz mit verschiedenen Autoherstellern, um sein Betriebssystem und die Datenbrille Google Glass in Fahrzeugen mobil zu machen. Dennoch birgt die neue Technik einen grossen Nachteil: Der Fahrer muss genau hinschauen und wird vom Steuern des Wagens abgelenkt!
Ist das Fahren mit Datenbrille rechtmässig?
In den USA stand vor einigen Wochen eine Autofahrerin vor Gericht. Sie soll Googles Datenbrille während der Fahrt aufgehabt haben. Erwischt wurde die Fahrerin, als sie mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in San Diego unterwegs war. Ihren Angaben nach sei die Brille während der Fahrt nicht eingeschaltet gewesen, eine Ablenkung kann also nicht vorgelegen haben. Das Gericht zog die Anklage zurück – letztlich könne Justizangaben zufolge nicht nachgewiesen werden, dass die Brille eingeschaltet war. Grundsätzlich bleibt die Frage, ob die Verwendung von Google Glasses während des Fahrens rechtmässig ist. In den USA ist das Tragen der Datenbrille beim Autofahren verboten.
Für den Fahrer kann das Tragen der Brille deutlich Vorteile mit sich bringen. So kann die Brille erkennen, ob der Fahrer von der Spur abkommt und eine entsprechende Warnung aussprechen. Hersteller wie Mercedes oder Hyundai arbeiten derzeit an einer Möglichkeit, die Datenbrille in die Fahrzeugfunktionen zu integrieren. Hyundai kündigte an, der Genesis könnte ab dem Jahr 2015 mit der Datenbrille gesteuert werden und zum Türöffnen oder Anlassen genutzt werden. Das südkoreanische Unternehmen gehört zur Open Automotive Alliance von Google – hier arbeitet man einer Vernetzung des Smartphone-Betriebssystems Android mit dem Fahrzeug.
Intuitive Sprachsteuerung bei Apple Carplay
Auch Apple setzt mit Carplay auf eine Möglichkeit, das Smartphone ins Auto zu bringen. Eine intuitive Steuerung soll dem Fahrer die Möglichkeiten bieten, Anrufe zu tätigen, zu navigieren oder auf Musik zuzugreifen. Dabei werden die Anwendungen über ein Display angesteuert – oder über den Sprachassistenten Siri aktiviert.
Diese Methode ist besonders einfach und komfortabel, denn der Fahrer wird nicht durch einen Blick auf das Display abgelenkt. In einer Pressemitteilung des kalifornischen Unternehmens heisst es, Mercedes, Volvo und Ferrari hätten Carplay bereits integriert. BMW, Ford, General Motors, Hyundai, Kia, Toyota und weitere Autobauer sollen ebenfalls an einer Integration arbeiten. Dabei kommt es vor allem darauf an, dem Fahrer eine möglichst einfache Bedienung zu ermöglichen, die den Fahrer nicht in seiner Konzentration beeinträchtigen.
Wissenschaftler vermissen bei Displays haptisches Feedback
Wissenschaftler und Experten bemängeln vor allem Touchscreens mit glatten Oberflächen. Studien haben ergeben, dass haptische Steuerungen bei denen der Fahrer bei Einstellung ein direktes Feedback erhält ungefährlicher sind, als reine glatte Displays. Zudem haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die Verbindung von Sehen und Tasten eine ideale Kombination ist: Die Augen sollten also auf die Fahrbahn gerichtet bleiben, mit der Hand wird die richtige Einstellung ertastet. Auf einer glatten Oberfläche kann der Fahrer jedoch nicht ertasten, welches Knöpfchen er drehen muss – ein kurzer Blick auf das Display ist also unvermeidbar.
Die Autobauer sehen das anders und beugen sich den Kundenwünschen, Touchdisplays in die Fahrzeuge zu bringen. Vor allem jüngere Kunden bevorzugen nach Angaben der Hersteller Touchscreens und legen Wert auf eine Vernetzung mit dem Smartphone. Da sich nicht alle Käufer mit einer elektronischen Steuerung anfreunden können, fahren die meisten Herstellers zweigleisig.
Vor allem in Fahrzeugen, die von einem älteren Klientel bevorzugt werden, setzen die Autokonzerne weiterhin auf die üblichen Steuerknöpfe. Dennoch wird in den Autos wird immer mehr elektronisch gesteuert – Mulitmedia hat längst Einzug gehalten. Viele Hersteller gehen dazu über, das Display, auf dem immer umfangreichere Einstellmöglichkeiten vorhanden sind, über einen Knopf in der Mittelkonsole zu bedienen.
Egal ob Mercedes, Opel oder Peugeot: Das Prinzip für jede Steuerung einen Knopf hat inzwischen überall ausgedient. Die Autobauer setzen stattdessen auf hochmoderne Displays und Sprachsteuerung. Inzwischen wurden auch Touchscreens entwickelt, die dem Benutzer ein haptisches Feedback liefern. So könnte bereits durch eine leichte Vibration kenntlich gemacht werden, dass der Befehl entsprechend erkannt wurde. Wann diese Geräte massentauglich werden und serienmässig in Fahrzeuge eingebaut werden, ist jedoch noch nicht bekannt.
Vereinbarkeit mit dem Strassenverkehrsgesetz
Tesla hat in seinem Elektroauto Tesla S bereits einen grossen Touchscreen eingebaut. Mit einer Grösse von 17 Zoll beansprucht der Bildschirm den gesamten Platz der Mittelkonsole. Das Fahrzeug lässt sich komplett über diese Konsole bedienen. In der Schweiz hat sich bereits Widerstand formiert: So leitete ein Staatsanwalt Medienberichten zufolge eine Untersuchung beim Strassenverkehrsamt Zürich ein.
Seiner Ansicht nach sei der riesige Touchscreen nach schweizerischem Recht in einem Fahrzeug nicht zulässig, da der Fahrer dadurch extrem abgelenkt würde. Nach den Vorgaben des Schweizerischen Strassenverkehrsgesetzes darf der Fahrer zu keiner Zeit durch Informations- oder Kommunikationssysteme vom Führen des Fahrzeugs abgelenkt werden. Ähnliche Kritik gab es auch in Deutschland: Zahlreiche Testfahrer bescheinigten dem Display eine enorme Eingewöhnungsphase. Zudem betonten sie, das Display könne aufgrund seiner Grösse kaum ignoriert werden.
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