So fährt sich der neue Mégane

Wenn es ein Wagen aus der Kompaktklasse sein soll, fällt der Renault Mégane sicherlich bei vielen Interessenten in die engere Auswahl. Die aufregendsten Änderungen der neuen Ausgabe sind diesmal jedoch unter der Motorhaube angesiedelt.

Dort nämlich will der französische Automobilhersteller vor allem einen Begriff zum Zuge kommen lassen: Optimierung. Weniger Spritverbrauch, mehr Entertainment, neue Technik – und eine überraschende Abkehr vom alternativen Antriebssystem in Form des Elektromotors, welchen Renault in den vergangenen Jahren forcieren wollte. Ob es trotzdem noch für einen umweltschonenden Kompaktwagen reicht, zeigt dieser Bericht.


Der neue Renault Mégane (Bild: Renault SUISSE SA)


Spritsparend von Kopf bis Fuss

Dass Renault beim neuen Mégane keine halben Sachen machen möchte, zeigt sich selbst an winzigen Kleinigkeiten: Die Musikanlage trägt den Namen Energy Efficient Series. Sie spielt auf ein Soundsystem an, das von Bose stammt und nach Herstellerangaben 50 % weniger Strom und 30 % weniger Platz (und damit auch Gewicht) verbraucht als vergleichbare Geräte. Besonders energieeffizient und damit benzinsparend soll diese Anlage damit sein. Ob es wirklich reicht, um einen spürbaren Unterschied beim Tanken hervorzurufen, dürfte zumindest fraglich sein. Gleichzeitig verbirgt sich hinter diesem kleinen Trick jedoch ein Einblick in die gesamte Designphilosophie hinter dem Mégane: Statt grossartige Innovationen zu entwickeln und damit möglicherweise teure Fehlentwicklungen zu riskieren, dreht Renault lieber an einigen bekannten Stellschrauben.

Auch äusserlich setzt sich diese Marschrichtung fort: Zwar ändert man das Aussehen des Mégane, gleichzeitig bleibt man aber der bekannten Renault-Designlinie treu. Ein schwarzer Rand umfasst nun das Logo des Herstellers und mündet in die beiden Scheinwerfer, was für Kontraste sorgt und im Strassenverkehr sogar ein wenig auffällig ist. Ansonsten zählt Auffälligkeit nicht zu den Stärken des Kompaktwagens, denn er präsentiert sich so, wie sich Autos dieser Klasse nun einmal präsentieren: unauffällig. Wer das eigene Auto nicht als Statussymbol nutzen möchte, wird damit jedoch sehr wahrscheinlich glücklich werden.


Der neue Renault Mégane – Innenansicht (Bild: Renault SUISSE SA)


Unter die Haube geschaut

Wesentlich interessanter als bei den vergleichsweise behutsamen Änderungen an der Karosserie wird es beim neuen Mégane unter der Leichtbauhaube: Ein Motor namens TCe soll dank „Turbo Control efficiency“ dafür sorgen, dass besonders wenig Sprit bei alltäglichen Fahrten verbraucht wird. Dafür greift Renault wieder einmal in die Trickkiste: Ein 1,2-Liter-Benziner mit vier Zylindern und Turbolader soll den Spritverbrauch auf ein Minimum senken. Damit das klappt, kommt beispielsweise für die Nocken eine Kohlenstoffbeschichtung zum Einsatz, welche in ihrer Dichte Diamanten nahekommt. Eine variable Ventilsteuerung und weitere kleine Wunder aus dem Ingenieursbaukasten sorgen dafür, dass durch all diese Mittel die Reibung direkt im Motor gesenkt wird. Start-Stopp-Automatik und eine besonders sparsame Ölpumpe sorgen ebenfalls dafür, dass hier kein Milliliter Benzin zu viel verbraucht wird.

Die entscheidende Frage lautet zu guter Letzt natürlich: Wie viel verbraucht der neue Mégane denn jetzt? Offiziell wird der Verbrauch mit 5,4 Litern auf 100 Kilometer angegeben. Wenn wir sinnvollerweise davon ausgehen, dass dieser Wert unter optimalen Laborbedingungen errechnet wurde, können wir noch einmal 20 % addieren und kommen auf etwas mehr als 6,5 Liter. Für einen Kompaktwagen ist das in Ordnung, aber eine technische Meisterleistung verbirgt sich hinter dem Mégane damit auch nicht. Möglicherweise muss dieser Wert aber auch in den richtigen Kontext gesetzt werden: Nach der (vorübergehenden?) Abkehr von Elektromotoren muss Renault aus dem schönen Norden Frankreichs vielleicht erst wieder „in die Spur kommen“, bevor die alten Stärken wiedergefunden werden können.


Der neue Renault Mégane Coupé 2013 (Bild: Renault SUISSE SA)


Mehr als nur Umwelt

Ganz nebenbei kann der Mégane aber noch mehr, als umweltschonend über unsere Strassen zu rollen: Trotz der vergleichsweise starken Motorisierung – 132 PS verbergen sich unter der Haube des Mégane TCe 130 Bose Edition –, die einen Sprint auf 100 km/h in 9,8 Sekunden erlaubt, geht es im Inneren des Kompaktwagens sehr ruhig zu. Die Dämmung funktioniert hier offensichtlich hervorragend (was nebenbei auch dem Bose-Soundsystem zugutekommt). Auf die digitale Revolution, die auch in Autos langsam stattfindet, möchte sich Renault zumindest bei diesem Wagen wohl noch nicht einlassen. Zeugnis dafür geben die zahlreichen Tasten und Hebel rund um die Mittelkonsole, virtuelle Touchscreen-Tasten mutet der Mégane seinen Käufern nicht zu.



Was bleibt übrig? Der Mégane ist ein ansprechender Wagen der Kompaktklasse, der ein ruhiges Fahrverhalten an den Tag legt, durch sein Kofferraumvolumen von bis zu 1162 Litern genügend Platz auch für kleine Familien bietet, relativ spritsparend zu Werke geht und dabei auch noch gut klingt. Wer ein Auto dieser Klasse sucht und dabei keine Wunder erwartet, sollte von dem in unserer beschriebenen Variante für etwa 29’000 Franken erhältlichen Modell nicht enttäuscht werden. Aber: Es gibt praktisch keine einzige Kategorie, in welcher der Mégane heraussticht. Kann man damit leben, lohnt sich eine Probefahrt jedoch allemal.

 

Oberstes Bild: Renault hat den neuen Mégane veröffentlicht. (© by Renault SUISSE SA)

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