Rückrufaktionen bei Mazda und Toyota

Ich glaub‘, ich spinne? Besitzer des Mazda 6 dürfen sich diese Frage bereits zum zweiten Mal stellen. Nach 2011 muss der japanische Autohersteller wiederum eine grosse Zahl des Modells in die Werkstätten zurückrufen, um ein rätselhaftes Problem zu lösen.

Die Gelbe Sackspinne, für Menschen ungefährlich, kann für den Mazda 6 eine Bedrohung darstellen. Seltsamerweise fühlen sich die Tiere im Tank des Wagens äusserst wohl und bauen dort sogar ihre Wohnnetze. Diese Netze verstopfen nach einer Weile die Entlüftungsleitungen, was im extremsten Fall dazu führen kann, dass durch den entstehenden Überdruck Risse entstehen.


Spinnenbefall bei Mazda-Automobilen (Bild: Joseph Berger, Wikimedia, CC)


Bei den Modellen amerikanischer Bauart wurden in den letzten Monaten neun solcher Fälle gemeldet und registriert. Deshalb ruft Mazda nun 42’000 Fahrzeuge der Baujahre 2010 bis 2012 in die Werkstatt, um ein wirksames Mittel gegen die Schäden zu finden. Im Jahr 2011 waren sogar 65’000 Autos betroffen.

Damals hatte der Hersteller die Tankentlüftungen mit einer Abdeckung versehen, um ein Eindringen der Arachniden zu verhindern. Ausserdem wurde bei neuen Fahrzeugen die Steuerung des Motors umprogrammiert, um die Druckschwankungen im Tank auszugleichen. Dies erfolgte allerdings nicht bei bereits ausgelieferten Wagen. Genau diese Modelle sollen nun überprüft werden, denn die Abdeckung allein scheint die Tiere nicht aufzuhalten.

Warum ausgerechnet der Mazda 6 für die Tiere so attraktiv ist, bleibt indes ein Rätsel. Zwar weiss man, dass der Duft von Kohlenwasserstoffen – und somit von Benzin – die Spinnen anlockt. Allerdings ist das Problem bei anderen Herstellern bisher nicht aufgetreten. Bei Mazda gab es 2011 darüber hinaus Vermutungen, die Spinnen würden den Motorsound des Modells besonders mögen, doch den gibt es ebenfalls bei der Konkurrenz. Nun hoffen die Ingenieure, mit dem Update der Motor-Software die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen.


Mazda 6 (Bild: Thesupermat, Wikimedia, CC)


Grosse Probleme bei Toyota

Toyotas Probleme sind von ganz anderer Art und weitaus grösser. Sage und schreibe 6,4 Millionen Fahrzeuge weltweit sind betroffen. Dabei handelt es sich um 27 Modelle aus der Produktion der Kernmarke sowie zwei Modelle anderer Marken, die in den Jahren 2004 bis 2010 gebaut wurden. Laut Angaben des Unternehmens geht es um rund 6,7 Millionen einzelne Bauteile, die ausgetauscht werden müssen.


Kleinwagen Toyota Yaris (Bild: Norbert Aepli, Wikimedia, CC)


Beim Kleinwagen Toyota Yaris und beim Urban Cruiser sind Unregelmässigkeiten an den Sitzschienen und an einem Befestigungspunkt der Lenksäulen aufgetreten. Der Rückruf gilt für die Modelle der Baujahre Januar 2005 bis einschliesslich August 2010. Die Geländewagen RAV4 und die Pick-ups Hilux aus der Produktion von Juni 2004 bis Dezember 2010 enthalten fehlerhafte Teile, die einen Bruch im Kabelbaum der Fahrzeuge verursachen können. Zwar sind bis jetzt noch keine Unfälle aufgetreten, aber zwei Autos haben bisher Feuer gefangen.

Im Detail führt Toyota folgende Zahlen auf:

  • Bei 3,5 Millionen Wagen muss ein Kabel des Fahrer-Airbags ausgewechselt werden.
  • 2,32 Millionen Wagen benötigen eine Reparatur der sitzführenden Schienen.
  • 760’000 Fahrzeuge weisen Mängel an der Lenksäulenhalterung auf.
  • Die restlichen Autos haben Probleme mit der Zündung und den Motoren der Scheibenwischer.


Toyota Urban Cruiser (Bild: Alan, Wikimedia, CC)


Damit geht eine lange Pannenserie weiter, die den Hersteller nun erneut in negativ in die Schlagzeilen bringt. Bereits zwischen 2009 und 2011 mussten die Japaner mehr als 10 Millionen Wagen zurückrufen, nachdem rutschende Fussmatten und klemmende Gaspedale für zahlreiche Unfälle in den USA gesorgt hatten, bei denen insgesamt fünf Menschen starben. Die Gaspedale verhakten sich in den Fussmatten, so dass sich die Geschwindigkeit nicht mehr drosseln liess und der Bremsvorgang erheblich erschwert wurde. Mitte März 2014 einigte sich Toyota mit den US-Behörden auf eine Strafzahlung von 1,2 Milliarden Dollar.

Im Jahr 2012 gab es zwei Rückrufaktionen. Zum einen gab es bei 2,7 Millionen Autos Ärger mit den Wasserpumpen, im Oktober zum anderen dann mit fehlerhaften elektrischen Fensterhebern bei 7,5 Millionen Fahrzeugen. Ende 2013 schliesslich mussten 900’000 Autos wegen Mängeln an den Klimaanlagen zurück in die Werkstätten. Neben dem grossen Imageschaden kam es im Zuge der Rückrufe auch zu enormen wirtschaftlichen Belastungen für den japanischen Hersteller.



Weitere Fälle bei General Motors und Volkswagen

Tödliche Unfälle gab es auch mit Fahrzeugen der Marke General Motors wegen defekter Zündschlösser (wir berichteten ausführlich an anderer Stelle darüber). Nach Crashs mit 13 Toten holte der Hersteller rund 4,8 Millionen Autos zurück – allerdings erst nach zehn Jahren. Die Chefin von GM, Mary Barra, musste sich deshalb in diesem Jahr sogar vor einem Ausschuss des US-Kongresses erklären.

Der deutsche Autoproduzent Volkswagen leitete im November 2013 eine der grössten Rückrufaktionen seiner Geschichte ein. 2,6 Millionen Fahrzeuge von verschiedenen Marken des Konzerns liessen die Niedersachsen auf Qualitätsmängel untersuchen. In diesem Fall war es vorher allerdings nicht zu Unfällen oder Personenschäden gekommen.

Experten der Automobilbranche befürchten mittlerweile, dass auf Grund des rasanten Wachstums die Qualitätsprobleme bald nicht mehr in den Griff zu bekommen sind. Sie verweisen auf Studien, die belegen, dass es noch nie so viele Rückrufe gab wie in den letzten Jahren – mit steigender Tendenz.

 

Oberstes Bild: Rückrufaktionen bei Mazda und Toyota (Bild: Ai825 / Shutterstock.com)

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Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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