Luxus auf der Strasse: der Mercedes S 500
VON Daniel Lehrmann Allgemein Auto
High-End-Fahrzeug für Besserverdiener
Kommen wir an dieser Stelle direkt zum Preis, um erst gar keine Illusionen aufkommen zu lassen: Die S-Klasse hat den inzwischen eingestellten Maybach wieder verdrängt, ein besseres Fahrgefühl wird also auf der ganzen Welt nur in Ausnahmefällen erreicht. Die technische Spitzenklasse, zu welcher der S 500 zweifelsfrei zählt, hat aber ihren Preis: Bei einer Länge von 5,25 Metern und in der Grundausstattung – welche bereits manch andere High-End-Ausrüstung hinter sich lässt – kostet die S-Klasse ungefähr 136.000 Franken.
Dafür erhält der Fahrer aber auch ein Höchstmass an Sicherheit sowie einen Biturbo-V8-Motor mit einer Spitzenleistung von 455 PS. Die Kosten sind nach oben hin natürlich fast offen: Zahlreiche Zusatzfeatures wie klimatisierte Sitze oder ein adaptives Fahrwerk für Strassen in einem bedauernswerten Zustand treiben den Preis nach oben. Wer möchte, darf maximal 160.000 Franken für den S 500 auf den Tisch legen.
Zurück zu den prunkvollen Wurzeln
In den letzten Jahren hat sich Mercedes im Understatement geübt: Schnittige Sportwagen wie der Mercedes CLS aus dem Jahr 2011 beispielsweise sind klein, flach, unauffällig und ohne optische Highlights konstruiert. Mit dem neuen S 500 möchte man seine Position unter den Luxuskarossen-Herstellern offenbar auch visuell wieder unter Beweis stellen: Die Front ist durchaus markant und wuchtig, ohne dabei an die Ausmasse eines modernen Rolls-Royce heranzukommen. Die LED-Rückleuchten werden nicht durch andere Elemente blockiert und zeigen ganz klar, welches Fahrzeug hier über die Strassen gleitet. Dieser Prunk macht natürlich auch vor dem Innenleben keinen Halt.
Dezent bis majestätisch – auch im Innenraum
Grenzen werden im Innenleben des S 500 nur durch den Geldbeutel gesetzt: Metalle, verschiedene Hölzer und Leder können hier fast nach Lust und Laune kombiniert werden. Die grauen Lederbezüge der Sitze beispielsweise harmonieren trefflich mit metallisiertem Eschenholz, welches Mercedes gegen einen Aufpreis anbietet – aber allein dieses Holz kostet etwa 1.760 Franken. Der Komfort der S-Klasse wird insbesondere bei der Fahrt deutlich, denn gerade in die Sitze wandert ein Grossteil der Franken: Auf Wunsch massieren sie den Rücken des Fahrers, um auf langen Fahrten Verspannungen entgegenzuwirken.
Alternativ gewähren sie dem Oberkörper aber auch zusätzlichen Halt, wenn auf der Autobahn mehr als 200 km/h gefahren und der Körper in den Sitz gepresst wird. Für jede Situation den maximalen Komfort: So könnte das Motto der Designer des S 500 gelautet haben.
Leistung am Rande des Machbaren
Der Mercedes S 500 wiegt fast 2100 kg, und solch ein Gewicht muss natürlich von einem passenden Motor beschleunigt werden. Der erwähnte V8-Motor schafft das beinahe gespenstisch mühelos: Auf der Autobahn macht es fast keinen Unterschied, ob das Fahrzeug mit 100 oder 200 km/h über den Asphalt gleitet, denn ruhig bleibt das Fahrwerk jederzeit. Aber: Komplett verschleiern kann der S 500 sein tonnenschweres Gewicht nicht. Der erwähnte CLS etwa zieht spürbar sanfter durch die Kurven.
Gänzlich zu einem Rennwagen umfunktionieren wollten die Ingenieure das Auto ebenfalls nicht: Ab 250 km/h verweigert der S 500 die Mitarbeit, mehr ist also nur im Rahmen eines AMG-Sportpakets möglich. Ob der durchschnittliche Käufer eines solchen Wagens überhaupt derartig hohe Geschwindigkeiten benötigt, sei dahingestellt. Da die meisten Fahrer keine Formel-1-Anwärter sein dürften, sollte die Abriegelung in Ordnung gehen.
Kleine Probleme des Königs
Kaum zu glauben, aber wahr: Auch der S 500 ist nicht perfekt. Im Stadtverkehr beispielsweise hat man als Fahrer mit einem Auto von mehr als fünf Metern Länge nicht viel zu lachen. Parklücken, Parkhäuser und andere, eher eingeengte Areale sind keine Freunde der S-Klasse. Wohlfühlen kann sich das Luxusauto vor allem auf Landstrassen, Autobahnen oder in weniger stark frequentierten Verkehrssituationen.
Weiterhin genehmigt sich der Motor für seine zugegebenermassen starke Arbeit viel Benzin: Weniger als neun Liter auf 100 Kilometer sind unter fast keinen Umständen erreichbar. 11,6 Liter lautet der Mittelwert, welchen Mercedes herausgibt. Auf der Autobahn bei hohen Geschwindigkeiten können auch mehr als 13 Liter pro 100 Kilometer durch den Motor fliessen. Umweltfreundlich ist man mit dem S 500 also selten unterwegs, wenngleich Systeme wie eine Start-Stopp-Automatik dagegen helfen.
Das Highlight im Portfolio von Mercedes
Machen wir uns aber auch nichts vor: Die aufgezählten Kritikpunkte fallen gegen all die positiven Eigenschaften der S-Klasse kaum ins Gewicht. Wer das Geld für einen solchen Wagen hat, wird sich auch am hohen Verbrauch nicht stören – und als Parkplatz dürfte meist die eigene Garage dienen. Es bleiben also die positiven Eindrücke, welche der S 500 vermittelt – wie etwa die überaus sanfte Federung. Das kaum spürbare An- und Ausschalten des Motors. Der unbemerkte Wechsel zwischen den Gängen. Zusammen mit dem Kauf eines zusätzlichen Executive-Sitzes, welcher sich auch in die Liegeposition bringen lässt, ist der S 500 schon fast ein Bett auf Rädern zu einem exorbitant hohen Preis.
Oberstes Bild: Mercedes S 500 auf IAA 2013 in Hamburg (Bild: Борис Ульзибат, WIkimedia, CC)