Lastentransporte per Cargobike: Ein Beispiel für Europas Metropolen?

Immer mehr Studien befassen sich mit dem Verkehrsinfarkt in grossen Städten und Metropolen. Drängendste Frage: Wie kann man den Verkehr in der City effektiv ausdünnen? Nun meint der VCD (Verkehrsclub Deutschland), den „Stein der Weisen“ gefunden zu haben. Seine Antwort auf die dringliche Problematik lautet: Rund 50 % aller Transporte in den Städten Europas liesse sich auch problemlos per Fahrrad erledigen.

Man würde keine motorisierten Fahrzeuge dazu benötigen, sondern könnte bequem auf den Transport via Cargobike, also mit von E-Motoren unterstützten Lastenrädern, ausweichen. Dabei stützt man sich ganz gezielt auf einen Praxistest, der mit grossem Erfolg in Bremen durchgeführt wird.


Lastenrad in Dänemark (Bild: KaiMartin, Wikimedia, GNU)


Ist das elektrisch betriebene Cargobike eine Alternative zum Auto?

In der Stadt Bremen läuft derzeit ein Pilotprojekt zum Einsatz des elektrisch betriebenen Cargobikes. Passend zur Grundthematik ist es eine Recyclingstation, die diese Form des „grünen Transportmittels“ austestet. Und das mit grossem Erfolg. Die Recyclingstation zeichnet zum Beispiel verantwortlich dafür, Gartenabfälle zu entsorgen. Dabei werden die gesammelten Abfälle in einen Container geladen oder in Säcke verpackt und mit einem Kleintransporterabtransportiert.

Mehr als 20 Fahrzeuge umfasst der Fuhrpark der Recyclingstation. Doch wenn es nach den Verantwortlichen geht, wird sich das in naher Zukunft radikal ändern. Seit einigen Wochen befindet sich ein sogenanntes Cargobike im Einsatz. Durch dieses E-Cargobike wird derzeit bereits ein Kleintransporter ersetzt, und die Mitarbeiter der Recyclingstation zeigen sich absolut begeistert.

Auf der Station erhält man nur positives Feedback, wie die Leitung mitteilt. Mitarbeiter bewerten den Fahrkomfort als überraschend hoch. Das Modell, so die Mitarbeiter, die das E-Cargobike getestet haben, sei schlicht und ergreifend toll. Man zeigte sich zudem sehr verwundert, dass der Transport mittels Cargobike überhaupt nicht anstrengend sei – ganz im Gegenteil. Die befragten Fahrer gaben an, dass sie sich problemlos vorstellen könnten, den ganzen Tag – zumindest aber mehrere Stunden am Stück – mit dem E-Cargobike zu fahren. Und das sogar mit Spass an der Sache.


Urban Arrow electric bakfiets in Amsterdam (Bild: Brbbl, Wikimedia, CC)


Das Cargobike erreicht Orte, die anderen Fahrzeugen verschlossen bleiben

Das erste E-Cargobike in Bremen wird primär an den Punkten eingesetzt, die für motorisierte Fahrzeuge der Recyclingstation nur schwer erreichbar sind. Das gilt für den Bereich der Innenstadt, in Bremen auch das „Viertel“ genannt, wo man kleinere Läden und sehr viele Cafés, vor allem aber Fussgänger findet. Dort sind von der Recyclingstation die Müllbehältnisse zu leeren, in denen sich gerade in den Sommermonaten wegen der starken Frequentierung viel Müll ansammelt.

In diesen Bereichen, so die Verantwortlichen des Recyclinghofes, sei es eine enorme Entlastung, würde man nicht auf konventionell motorisierte Fahrzeuge zurückgreifen. Ferner käme hinzu, dass man im „Viertel“ viele Strassen zu Einbahnstrassen deklariert habe, in denen aber in beide Richtungen das Befahren per Fahrrad erlaubt sei. Somit sei das E-Cargobike in der Lage, die Behältnisse auf beiden Strassenseiten zu entleeren, da das Lastenfahrrad legal in entgegengesetzter Richtung zur Einbahnstrasse fahren dürfe.



Hohes Mass an Flexibilität mit dem E-Cargobike

Gerade den Umstand, dass man mit dem Lastenfahrrad Abkürzungen nutzen könne, die Autos verwehrt bleiben, sieht man in Bremen als enormen Flexibilitätsvorteil an. Hinzu käme, dass man die Lastenfahrräder weit einfacher parken kann und sie dabei weniger Platz als ein Auto beanspruchen. Vor der Erstanschaffung habe man sich wegen des Preises schwergetan – immerhin liegt der Preis für ein E-Cargobike bei rund 5500 Franken. Das klingt als Anschaffungspreis für ein Fahrrad sehr hoch, rechnet sich aber in dem Moment, da man die Investition mit dem Preis eines Pkw vergleicht. Die Bremer sind sich sogar sicher, dass sich die Investition binnen kurzer Zeit auszahlt.

Bremen setzt aktuell einen sogenannten Frontlader ein. Dabei wird das Gepäck nicht hinten aufs Rad gepackt, sondern im Frontbereich des Dreiradsverladen. Somit ist es zusätzlich sehr einfach, das Lastenfahrrad abzustellen, da es nicht wie gewöhnliche Räder umfällt, sondern stehen bleibt. Eine besondere Unterweisung auf dem E-Cargobike war nicht notwendig, da die Maximalgeschwindigkeit bei maximal 25 km/h liegt.

Erklärungsbedürftig seien nur der Startvorgang sowie die Entnahme des Akkus, um ihn an die Ladestation anzuschliessen. Der Akku, der ungefähr die Grösse eines Schuhkartons hat, wird entweder am Rahmen des Lastenfahrrads oder in der Box verbaut, mit der man die Lasten transportiert. Das derzeit eingesetzte Modell verfügt über einen Akku mit einer Leistung von 30 Wattstunden, der für eine Strecke von 40 Kilometern an einem Stück ausreicht. Mit der Maximalleistung beim Akku sind sogar 100 Kilometer in der City realisierbar. Damit ist das E-Cargobike für eine Schicht ausreichend mit Energie versorgt.

Entstanden ist das Cargobike übrigens aus einem Familienrad, mit dem man zwei Kinder transportieren konnte, und der Bereich der professionellen Anwendungen wächst aktuell rapide an. Die Box verfügt über ein Volumen von 300 Litern (alternativ bis zu 100 Kilo) und es ist möglich, das Behältnis als Thermobox für den Transport von Nahrungsmitteln zu konzipieren. Damit liessen sich in Bremen bereits jetzt fast 40 % aller städtischen Gütertransporte aufs E-Cargobike verlegen.

 

Oberstes Bild: E-Cargobikes sollen die Innenstädte vom Verkehr entlasten. (© NorSob / Shutterstock.com)

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