Faszination Warbird
VON Robert Schumann Allgemein Flugzeug
Jede kriegsführende Nation hatte in dieser Zeit ihre eigene Auswahl an Jagdmaschinen, welche in die Schlachtfelder der Lüfte geschickt wurden. Mit Innovationskraft, Mut und manchmal auch reiner Verzweiflung wurden technische Lösungen entwickelt, die heute trotz allem Entsetzen ob der geschichtlichen Hintergründe Grund für Respekt und Faszination bieten. Werden die überlebenden Flugzeuge heute auf Airshows präsentiert, sind sie deshalb echte Publikumsmagnete, die bei Alt und Jung für leuchtende Augen sorgen.
Wir wollen Ihnen hier die wichtigsten Flugzeug-Typen der kriegsführenden Nationen vorstellen, welche ihren Platz in der Geschichte gefunden haben.
Deutschland hatte mit der Me-109 einen Jäger, bei dem Licht und Schatten eng beieinander lagen. Seine Konstruktion war auf effiziente Fertigung und überlegene Wendigkeit ausgelegt. Zudem war die Kanzel stark gepanzert, was die Überlebenswahrscheinlichkeit des Piloten im Luftkampf erheblich steigerte. Eine unselige Forderung des Reichsluftfahrtministeriums führte jedoch zu einem gravierenden Mangel, welcher für mehr Verluste an diesen Maschinen sorgte, als es die Feindjäger taten. Eine Vorgabe der Ausschreibung besagte, dass die Jagdmaschine auf LW transportabel sein musste, um sie bei Bruchlandungen von Wiesen und Feldern schnell abtransportieren zu können.
Messerschmidtlöste diese Forderung dadurch, dass er ein Fahrwerk konstruierte, welches mittig am Rumpf angebracht war. Damit war es bei der Demontage der Flügel nicht mehr im Weg. Leider war die Spurweite des Fahrwerks nun sehr eng, es konnte zudem nur aus dünnen Holmen gefertigt werden. Überschläge und Brüche bei Start und Landung waren die Folge, was zahlreiche Piloten das Leben gekostet hat. Obwohl dieser Jäger in riesigen Stückzahlen und den ganzen Krieg hindurch gefertigt wurde, konnte dieser Mangel nie ganz behoben werden.
Das Konkurrenzmodell war die Focke-Wulf FW 190. Diese nach der Me-109 konstruierte Maschine behob konsequent alle Mängel des Modells von Messerschmidt und übertraf es in vielerlei Hinsicht. Dennoch steht diese Maschine historisch betrachtet immer noch im Schatten der Me-109.
Der Hauptgegner der deutschen Jäger war die Supermarine Spitfire aus England. Die Silhouette dieses gefürchteten Jägers war an den charakteristischen elliptischen Flügeln schon von Weitem zu erkennen. Me-109 und Spitfire lieferten sich während des gesamten Krieges ein Duell, bei dem jedes Muster bis an die Grenze seiner technischen Ausbaufähigkeit erweitert wurde. Dies führte bei der Spitfire zur Entwicklung eines Motors, welcher in einem anderen Flugzeug seine wahre Bedeutung finden sollte.
Der für die Spitfire enwickelte Rolls-Royce-Reihenmotor war die ideale technische Ergänzung für den wichtigsten US-Jäger. Die North-American P 51 Mustang war der erste Langstreckenjäger, welcher die schweren Bomberverbände über ihren gesamten Einsatz hindurch begleiten konnte. Wunderschön, elegant, aber von einer fürchterlichen Kampfstärke, war die Mustang ein Schock für Hitlerdeutschland. Der Legende nach soll Reichsluftmarschall Göring den Krieg für verloren erklärt haben, als er die Mustang am Himmel auftauchen sah.
Russland hatte mit der Iljushin Il-2 Sturmovik ein eigenständiges Muster hervorgebracht, welches Panzerung, Flugleistung und Kampfstärke in einem unerreichten Masse vereinigen konnte. Innovationsdruck, Improvisationstalent und letztendlich auch die pure Verzweiflung liessen ein Muster entstehen, welches sich um keinerlei etablierte Standards scherte. Dies war der Grund, warum deutsche Piloten sich weigerten, erbeutete Sturmovik-Flugzeuge zu fliegen. In den Händen eines furchtlosen russischen Piloten waren die „fliegenden Panzer“ jedoch eine fürchterliche Waffe, welche entscheidend zum Sieg über Hitlerdeutschland beitragen konnte.
Japan ging aufgrund der geografischen Anforderungen in der Entwicklung seines Standardjägers einen anderen Weg. Reichweite, Wendigkeit und Feuerkraft waren die wichtigsten Eigenschaften, welche es von einem Jagdflugzeug erwartete. Dies führte zur Entwicklung der Mitsubishi A6M „Zero“. Diese für sich wenig spektakulär erscheinenden Maschinen waren zu Beginn des Krieges allen anderen Jagdmaschinen weit überlegen. Sie galten sogar lange Zeit als unbesiegbar, bis man an einer notgelandeten Maschine ihre Schwachstellen offenlegen konnte. Die Zero hatte keinerlei Panzerung, was sie bei dem geringsten Treffer bereits in grosse Schwierigkeiten brachte.
Die Begeisterung für diese Maschinen ist so gross, dass Flugzeughersteller weltweit Bausätze anbieten, mit denen jeder sich seinen eigenen Jäger des Zweiten Weltkriegs nachbauen kann. Diese Maschinen sind jedoch technisch weit von den Originalen entfernt und nur in einem kleineren Massstab erhältlich. Betrachtet man die originalen historisch relevanten und auf ihre Art wunderschönen Flugzeuge heute, dann haben sie von ihrer respekteinflössenden Wirkung nichts verloren.
Mit Glück kann man auf einer Airshow auch einen simulierten Luftkampf beobachten, welcher einen Eindruck vom Schlachtfeld des Himmels im Zweiten Weltkrieg vermitteln kann. Der ohrenbetäubende Lärm der riesigen Motoren, welcher durch einen bedrohlich pfeifenden Turbolader noch untermalt wird, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Grauen und Faszination liegen bei diesen Maschinen dicht beieinander, als Geschichtslektion taugt es aber allemal.
Oberstes Bild: Commemorative Eagle Squadron – Spitfire, Hurricane, Thunderbolt und Mustang (© IanC66 / Shutterstock.com)