Der neue Passat: Eine Vorschau auf den Erfolgskombi
VON Daniel Lehrmann Auto Neuwagen
Mehr Sicherheit, mehr Kommunikation, mehr Nachhaltigkeit und mehr Spass am Fahren – all das will der VW Passat leisten, oder zumindest möchte es die Marketingabteilung des Konzerns so. Die wirklichen Neuerungen finden also wirklich in der Technik des Wagens statt, denn optisch ändern sich nur wenige Merkmale. Wer hinschaut, wird zwar die Unterschiede zum 2011er-Modell erkennen können – wie etwa einen etwas breiteren Radstand oder auch das leicht abgesenkte Dach –, aber auf der Strasse bleibt der Passat einfach ein Passat.
Was verspricht VW?
Auch wenn der Passat „nur“ zur Mittelklasse gehört, will VW recht ansprechende Technik in dem Wagen unterbringen: Stauassistenten etwa oder auch eine Funktion, die bei herannahenden Fussgängern automatisch das Auto abbremst, haben zwar schon andere Fahrzeuge an Bord – aber eben nicht die Mittelklasse von VW. Selbst eine Assistenzfunktion für das Rangieren mit einem Anhänger in Parklücken – durchaus ein Albtraum vieler Autofahrer – möchte VW im nächsten Passat unterbringen. Aus der Fraktion „Praktisch, aber …“ kommt wohl eher die Funktion, das Display des eigenen Handys auf einen Monitor im Auto zu übertragen. Dahinter vermuten wir zwar ein interessantes Gimmick, aber einen wirklich grossen Nutzen im Strassenverkehr wird daraus wohl niemand ziehen können.
Für die Familie
Nicht nur an den Fahrer wurde gedacht: Wer hinten sitzt, darf per Tablet und eine angepasste App die Elektronik des Passats steuern. Darunter fallen beispielsweise die Kommunikation (beispielsweise in Form von E-Mails) oder auch die Bedienung eines Musikprogramms, um Songs nach den eigenen Wünschen abzuspielen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dort auch eigene Apps installiert werden können. Ob sich der durchschnittliche Rücksitzfahrer dadurch beeindrucken lässt, ist zwar unklar, aber für Kinder auf langen Ausflügen ist das Tablet wahrscheinlich eine sinnvolle Investition.
An wirklich praktische Neuerungen hat Volkswagen aber auch gedacht: Mehr Kniefreiheit und auch mehr Platz für grosse Menschen (trotz des flacheren Dachs) und ein grösserer Kofferraum mit bis zu 1780 Litern Stauraum sprechen eine deutliche Sprache.
Ebenfalls positiv für die Familie – im Sinne des Budgets – sollte der Verbrauch des neuen Passats ausfallen: Einsparungen in Höhe von 20 % verspricht VW, es handelt sich aber natürlich um vom Hersteller geschönte Zahlen. Erreicht werden soll diese Zahl durch eine Reduktion des Gewichts von 85 Kilogramm – auch hier soll Aluminium helfen. Das gesparte Gewicht steckt VW in eine vielfältigere Motorisierung: Zwischen 109 PS – ein Hybrid – und 280 PS (als stärkster V4-Benzinmotor) soll der neue Passat leisten können. Unwahrscheinlich klingt der Verbrauch, denn VW gibt hier nur durchschnittliche 5,3 Liter auf 100 Kilometern an. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Ziel eingehalten werden kann.
Was wird sonst noch wichtig – und wie teuer wird der Passat?
1973 kam der erste Passat auf den Markt – und noch immer ist er ein Dauerbrenner. Allein aus diesem Grund ist die Veröffentlichung des Passats immer ein wichtiger Meilenstein für VW selbst, 22 Millionen Stück hat der Konzern bislang von der praktischen Allzweckwaffe verkauft. In Deutschland, dem Heimatland des Passats, war er sogar 2013 noch das meistverkaufte neue Auto überhaupt, und auch in anderen Teilen Europas handelt es sich um einen Wagen, der sich ebenso permanent wie stabil verkauft und damit zu den sicheren Säulen des Unternehmens zählt.
Teuer soll der Passat daher nicht werden, um die Stammkunden nicht zu verschrecken: Es wird gemunkelt, dass der Wagen für etwa 31.700 Franken an den Start gehen wird. Selbstverständlich handelt es sich hier nur um Gerüchte und auch nur den Preis für das absolute Basismodell, welches keinerlei Extras enthält (welche VW in den eigenen Präsentationen natürlich gerne zeigt und nutzt). Trotzdem dürfte sich der Passat nicht zu einem Wagen entwickeln, der exorbitant teuer ist – ein Fahrzeug für die ganze Familie eben.
Was kann der Passat nicht?
Bei all der Euphorie dürfen Sie nicht vergessen: All diese Informationen stammen derzeit von VW selbst. Bei dem Autohersteller wird man sich natürlich damit zurückhalten, negative Eigenschaften des Passats zu veröffentlichen. All das Lob dürfen Sie also nicht unreflektiert übernehmen und denken, dass Ihnen hier das beste Auto aller Zeiten ins Haus steht. Sobald der Wagen tatsächlich veröffentlicht wird – derzeit wird er unter dem Namen B8 geführt und ist für eine Veröffentlichung entweder Ende 2014 oder 2015 vorgesehen –, werden wir Sie wie immer mit einem ausführlichen Fahrbericht versorgen. Und dann decken wir garantiert auch die hoffentlich wenigen Nachteile des neuen Passats auf.
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