Alfa Romeo Mito – ein durstiger Zweizylinder
VON Christian Erhardt Alfa Romeo Auto
Motorisiert ist der Mito wie der alte NSU Prinz oder das klassischste aller Fahrzeuge von Citroën, die Ente. Ein Zweizylinder jault und heult, kreischt und knattert, sobald der Gasfuss weniger sanft die Pedale bearbeitet. Das hat er mit den genannten Artgenossen gemeinsam. 4,2 Liter an Normverbrauch werden von Alfa Romeo als Hersteller ausgelobt, aber die Realität liegt dann eben nicht auf dem Papier, sondern findet auf der Strasse statt. Hat man dann den Bordcomputer des kleinen Alfa Romeo im Blickfeld und sieht dabei den Verbrauch von rund sechs Litern bei normaler Fahrweise, dann darf sich schon ein wenig Ernüchterung breitmachen. Doch schauen wir uns den Mito einmal genauer an.
Alfa Romeos Kleiner ist vom Verbrauch her ein Grosser
Eigentlich hat man als Fahrer schon fast ein wenig Angst, man könne dem kleinen Alfa Romeo aus Bella Italia wehtun, wenn man das quasi putzig zu nennende Twinair-Triebwerk mit einem Hubraum von 0,9 Litern mit dem Gaspedal quält. Auf die Grösse wurde der Motor, der ehemals 1,4 Liter an Hubraum mit 105 PS aufwies, runtergeschrumpft. Dafür soll er aber auch, so Alfa Romeo, locker 15 % weniger an Treibstoff verbrauchen. Das Verkaufsargument von Alfa Romeo ist der Normverbrauch von 4,2 Litern Treibstoff auf einer Fahrtstrecke von 100 Kilometern.
Doch der Mito zeigt einmal mehr, wie geduldig selbst das geschriebene Wort sein kann. Diesen Verbrauch erreicht der Kleine von Alfa nicht einmal dann, wenn man ihn auf einem fremden Planeten fahren würde – von irdischen Bedingungen ganz zu schweigen. Im Test war der Mito fast masslos durstig, denn wer den ausgelobten und angepriesenen Verbrauch um fast zwei Liter im Mittelwert übersteigt, darf sich über deutliche Worte nicht wundern. Besonders dann, wenn diese zwei Liter mehr an Spritverbrauch ein Plus von 43 % bedeuten.
Kleiner Motor mit Lust aufs „Heizen“
Der 0,9er-Motor macht es einem Tester aber auch nicht leicht, sparsam zu fahren. Beim Tritt aufs Gaspedal hört man ein lustvolles Kreischen – im oberen Drehzahlbereich wird es dann allerdings etwas erbärmlich – und das schreit förmlich nach einem Mehr an Gas. Tut man aber das, was einem Fahrer der Wagen faktisch vorgibt, wird der Verbrauch abenteuerlich. Über die Landstrassen Italiens geprügelt wird aus einem Verbrauch von 6 Litern dann auch gut und gerne mal einer von 7,5 Litern.
Das ist aber eben das Manko der Spritsparer, die entweder mit einem Hybridantrieb gebaut oder deren Motoren massiv abgespeckt werden. Wenig Wirtschaftlichkeit, wenn man den Motor ausreizt, oder wenig Spass am Fahren, wenn man den Wagen im Eco-Modus durch die Landschaft zuckeln lässt. Und nur so, also im Eco-Programm, können die sechs Liter tatsächlich auch unterschritten werden. Mit dem Begleiteffekt, dass der Motor sich so anfühlt, als hätte man ihn „erwürgt“.
Durstiger Motor vor einer Wohlfühloase von Innenraum
Doch genug der Kritik, denn der Mito hat natürlich auch angenehme Seiten – die leider primär dann zum Tragen kommen, wenn man steht oder parkt. Sitzt man erst einmal im Cockpit des kleinen Alfa Romeo, kommt das erste Aha-Gefühl. Eine Oase. Die vier runden Luftauslässe, die über das Armaturenbrett verteilt sind, wirken edel. Das sportliche Lenkrad fühlt sich richtig gut an und das matte Chrom sowie der rot gefärbte Kunststoff der Fahrgastzelle, der so gar nicht nach Kunststoff aussieht, machen Lust auf mehr.
Das Navigationsgerät, welches nicht nur leicht intuitiv zu bedienen ist, sondern auch eine tolle Grafik bietet und zusätzliche Funktionen im Bereich Infotainment aufweist, rundet den erstklassigen Gesamteindruck stimmig ab. Sogar die SMS vorlesen kann das Auto, und das ist mehr, als selbst einige Grosse können. Kurz und gut: Das Design innen wie aussen ist gelungen und wirklich ansprechend für ein Fahrzeug dieser Grösse.
Mito steht für Milano und Torino
Man muss den Italienern, was den Innenraum angeht, wirklich Lob aussprechen. Da haben sie die eigene Produktlinie aus dem 8 C Competizione in den kleinen Mito gepresst und das ohne echten Reibungsverlust. An solchen Versuchen ist sogar Porsche schon kläglich gescheitert. Beim Cayenne ging der Versuch, einen Sportwagen in das Format eines SUV einzupassen, bekanntlich massiv ins schwäbische Beinkleid. Und doch ist das Optische die eine Seite, der mässige Motor leider die andere Seite der Medaille.
Doch auch das soll sich ändern, denn aus Italien hört man, dass man bereits technische Updates plant. Das würde dem kleinen Alfa Romeo, der seine Wurzeln in Milano hat und in Torino hergestellt wird, gut zu Gesichte stehen. Dann werden es auch hoffentlich keine 7,1 Liter an Spritverbrauch im Mittelwert bleiben. Und es klingt vielleicht nicht mehr ganz so erbärmlich, wenn man als Fahrer versucht, die Spitzengeschwindigkeit von 184 km/h, mit welcher der rund 17’000 Euro teure Kleinwagen ausgelobt ist und die aus einem Twinair-Aggregat mit 105 PS kommen, zu erreichen. Ein Turbo-Benziner mit zwei Zylindern darf es auch ruhig etwas geräuschärmer tun.
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